356 Der Gegenbund. 1850
Kammern entschiedene Unterstützung fand. Das Ergebniß
war endlich der vermittelnde Vorschlag einer National-
vertretung, welche durch die Kammern der Einzelstaaten zu
wählen sei, hundert Mitglieder von Osterreich, hundert von
Preußen, hundert von den übrigen Staaten, und zwar sollte
die den beiden Großmächten zugetheilte Zahl unverändert
bleiben, gleichviel ob dieselben mit der Gesammtheit oder nur
mit einem Theile ihres Gebietes dem Bunde beiträten — wo-
mit dann die Bereitwilligkeit zur Aufnahme der österreichi-
schen Magyaren, Slaven und Italiener ausgesprochen war.
Daß diese sogenannte Nationalvertretung nicht zu heftige
Sprünge machen könne, dafür war vorgesorgt. Sie sollte
alle drei Jahre zur Genehmigung etwaiger Bundesgesetze und
zur Bewilligung der erforderlichen Matricular-Umlagen (andere
Einkünfte waren dem Bunde nicht zugedacht), sonst aber nur
nach dem Ermessen der Bundesregierung einberufen, vertagt
oder aufgelöst werden. Ein Bundesgericht wurde verheißen,
über seine Zusammensetzung und Competenz aber nichts ge-
sagt. Endlich wurde Schwarzenberg's Kreis= oder Gruppen-
system mit schüchterner Unbestimmtheit zur Erwähnung ge-
bracht: nach Aufzählung der sieben directorialen Stimmen
wurde den übrigen Bundesgliedern freigestellt, mit welcher
derselben sie sich vereinigen wollen. Ohne Zweifel empfand
Bayern, welches keine, zur Annexion geeignete Nachbarn
besaß, für diesen Theil des Schwarzenberg'schen Programms
keine besonders warme Begeisterung.
Als das so gestaltete Werk in die Hände der nächsten
Adressaten gelangte, verstand es sich, daß die officielle Wiener
Antwort lebhaften Beifall aussprach, in Berlin aber die Zu-
stimmung vollständig ausblieb. Im Gegentheil fand sich das