Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

360 Der Gegenbund. 1850 
wichtigen Fragen durch die Rechte des Fürsten-Collegiums in 
seiner inneren und äußeren Politik gelähmt und gehindert 
werden könnte. Endlich schien es ihr nach dem bisherigen 
Auftreten Osterreichs gewiß, daß der beabsichtigte Bundes- 
staat einen großen Krieg mit dieser Macht und vielleicht mit 
Rußland zur Folge haben würde, und ein schlimmeres Unheil 
für Deutschland und Europa wußte sie sich damals nicht 
vorzustellen. 
Diese Partei hatte nun durch ihre Stellung im preußi- 
schen Landtag die volle Sympathie des Königs gewonnen. 
Wiederholt betonte er also in den Sitzungen des Minister- 
raths die Nothwendigkeit, daß Regierungscommissare und 
Minister in Erfurt mit der äußersten Rechten Hand in Hand 
gehen müßten; ein Zwiespalt zwischen der Regierung und 
dieser Partei würde die schwersten Gefahren mit sich bringen. 
Es sei demnach dem Parlamente vom ersten Tage an kein 
Zweifel darüber zu lassen, daß Preußen die Verfassung ohne 
die erforderlichen Anderungen nimmermehr ausführen würde ). 
Indessen erlangte Radowitz vom Könige so viel, daß ihm 
verstattet wurde, dem Reichstag die Annahme der Verfassung 
im Ganzen zu empfehlen, unter Vorbehalt einer ihr sofort 
folgenden Revision derselben, da ohne eine solche und deren 
günstiges Ergebniß der König unter Umständen die ganze 
Union aufgeben könnte. 
Der wesentliche Unterschied gegen den Ministerialbeschluß 
vom 9. März lag, wie man sieht, darin, daß nach diesem 
die Einsetzung der verfassungsmäßigen Unionsregierung sogleich 
nach der Enbloc-Annahme und noch vor der Revision der 
) Ministerialsitzung vom 11. März.
	        
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