366 Der Gegenbund. 1850
Eintritt Gesammtösterreichs in den deutschen Bund für un-
verträglich mit den Verträgen von 1815; der bayerische
Minister ärgerte den Fürsten durch stets wiederholtes Be-
gehren einer Volksvertretung beim Bunde. In beiden Be-
ziehungen glaubte Schwarzenberg in Berlin auf ein freund-
licheres Entgegenkommen hoffen zu dürfen, und noch am
20. April schrieb Forsboom an Herrn von Schleinitz, daß
der Fürst in günstigster Stimmung sei und von den Mittel-
staaten hinweg sich Preußen zuzuwenden wünsche.
Unterdessen aber war dem preußischen Cabinet durch
die bremische Regierung die ihm vorenthaltene Circularnote
vom 19. mitgetheilt worden, und hatte natürlich bei ihm
das höchste Befremden erregt. Auch hier wünschte man, wenn
irgend möglich, den Bruch zu vermeiden, und so sandte Herr
von Schleinitz am 22. April eine Depesche nach Wien, worin er
Preußens Einverständniß mit der Berufung des Congresses
unter den Bedingungen aussprach, daß die Einladung dazu
von beiden Mächten erlassen werde, daß keine Rede von einem
Wiederaufleben des alten Bundestags, also auch nicht von
dessen Rechten, Geschäftsformen und Majoritätsbeschlüssen
sei, daß nur die Bildung der provisorischen Centralgewalt
berathen, und endlich daß kein Widerspruch gegen die That-
sache erhoben werde, daß 22 deutsche Regierungen durch ein
engeres Bündniß vereint sind, und hienach auch in Frankfurt
geschlossen auftreten. Diese Eröffnung entschied den kaiser-
lichen Minister. Auf die drei ersten Bedingungen wäre er,
berichtete Graf Bernstorff, vielleicht eingegangen, aber die vierte
enthielt die Anmeldung der Union als eines festgeschlossenen
Bundes, und dies war für ihn das Signal zum Kampf.
Bereits am 26. April erschien eine neue Circularnote, welche in