1850 Berliner Fürstentag. 371
möglichsten Pompe zu umgeben, war der König mit Eifer
auf einen Gedanken des Herzogs von Coburg eingegangen, die
verbündeten Fürsten nebst deren verantwortlichen Ministern
auf den 8. Mai zu einer persönlichen Zusammenkunft in
Berlin einzuladen. Sie erschienen Alle, mit einziger Aus-
nahme des Großherzogs von Hessen-Darmstadt, der, bezeich-
nend für seine Gesinnung, seinen Vetter, den Kurfürsten, mit
seiner Vertretung beauftragt hatte. Mit stolzer Genugthuung
wurde in Berlin constatirt, daß sich noch niemals in aller
Weltgeschichte ein solcher Kranz gekrönter Häupter um einen
König von Preußen versammelt hätte. Nach feierlichem Em-
pfang und brüderlicher Umarmung#) traten die Fürsten unter
dem Vorsitze des für die Union begeisterten Herzogs von
Coburg zur Conferenz zusammen. Der hessische Kurfürst
erklärte sogleich, daß die Union nicht ausgeführt werden
dürfe, und daß man nach Frankfurt gehen müsse; auf die
Frage nach seinen Gründen brachte er wenig Haltbares vor,
und rief, dann in die Enge getrieben, nach seinem Hassen-
pflug. Dieser spielte dieselbe Rolle bei der durch Radowitz
geleiteten Berathung der Minister, erhob formelle Schwierig-
keiten verschiedener Art, hörte unter Zurückhaltung seines
Votums zu, wie etwa zwölf von 22 Staaten nach Preußens
Vorgang die revidirte Verfassung annahmen, die andern aber
theils Vorbehalte machten, theils in der Beurtheilung der
einzelnen Artikel auseinander gingen. Ein unterdessen an-
gekommener Darmstädter Bevollmächtigter hatte keinen andern
Auftrag als zu hören und zu berichten. Bei diesen Diffe-
renzen war also das Ergebniß, daß die Unionsverfassung für's
1) Als dabei der Kurfürst den König küßte, rief der Herzog von
Braunschweig ganz laut: Judas!
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