Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Dänische und englische Friedensvorschläge. 375 
Flotte bei; über den Rest seiner Einnahmen verfügen die 
Stände. Die Einwürfe gegen dieses Programm lagen auf 
der Hand. Die Trennung von Holstein wurde im Lande 
verabscheut; die Unauflöslichkeit der Verbindung mit der däni- 
schen Krone griff der Lösung der Erbfolgefrage vor; auf die 
Bewilligung und die Höhe der gemeinsamen Ausgaben war 
den schleswiger Ständen kein Einfluß zugedacht. So fand 
der Antrag äußerst kühle Aufnahme sowohl in Frankfurt als 
in Berlin. Auf der andern Seite ließ sich nicht viel gegen 
die dänische Erörterung einwenden, daß die Realverbindung 
Schleswigs mit dem deutschen Bundeslande Holstein zur Zeit 
des alten lockern deutschen Bundes möglich gewesen sei, jetzt 
aber, wo Deutschland ein geschlossenes Reich werden solle, 
die dänische Krone mit dem gänzlichen Verluste Schleswigs 
bedrohe. Vollends, als im Laufe des October die deutsche 
Nationalversammlung verfügte, die Verbindung eines deutschen 
mit einem nichtdeutschen Lande sei nur in der Form der 
Personalunion statthaft, konnte Dänemark mit Grund darauf 
hinweisen, daß hiemit auch die Realunion Schleswigs und 
Holsteins unverträglich sei, es wäre denn, daß die deutsche 
Regierung officiell sich zu der gewaltsamen Einverleibung Schles- 
wigs bekenne. Rußland empfahl deshalb den dänischen Antrag 
auf das Wärmste, und am 12. December legte Lord Palmer- 
ston das neue Programm in der abgekürzten Form: die Un- 
abhängigkeit Schleswigs vermöge einer sowohl von Dänemark 
als von Holstein getrennten Verfassung — dem deutschen 
Unterhändler vor. Hier waren die anstößigsten Punkte des 
dänischen Antrags beseitigt, und so nahm, unter gesteigertem 
Drucke der fremden Großmächte, zuerst das preußische und 
dann auch am 27. Januar 1849 das Reichsministerium das
	        
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