Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1849 Louis Napoleon's Äußerungen. 393 
für sich begehre Napoleon nichts; nur wenn die öffentliche 
Meinung Frankreichs ihn dazu zwinge, werde er vielleicht 
Landau oder Savoyen fordern. Persigny wurde sehr höflich 
aufgenommen, seine Vorschläge aber ebenso höflich abgelehnt. 
Er wandte sich darauf nach Wien, um hier Andeutungen zu 
einem Zusammengehen Frankreichs und Osterreichs auf Preußens 
Kosten zu geben; wie es scheint, hatte er aber damit (wegen 
der italienischen Frage) noch geringern Erfolg als in Berlin; 
wenigstens erwähnte er in einem spätern Briefe an Napoleon, 
er habe damals dem Fürsten Schwarzenberg erklärt, ein 
Napoleon werde sich nicht behandeln lassen wie Louis Philippe; 
er wünsche Frieden, aber bei der geringsten Verletzung werde 
die Welt erzittern durch einen von Napoleon erlassenen 
Kriegsruf!). Der Prinz blieb indessen in seiner ruhig beob- 
achtenden Haltung. Da Preußen gegen seine Annäherung 
sich kaltsinnig gezeigt hatte, sollte ihm zunächst der Werth 
der französischen Freundschaft negativer Weise anschaulich 
gemacht werden. Ein preußischer Antrag, die Schweiz zur 
Ausweisung der politischen Flüchtlinge zu nöthigen, wurde 
mit hoher Würde zurückgewiesen, in der schleswig-holsteinischen 
Sache mit Nachdruck Partei genommen. Dabei aber ging 
der Sinn des Prinzen durchaus nicht auf eine vollständige 
Einschüchterung des Berliner Cabinets: im Gegentheil, sein 
innerster Wunsch war, durch Steigerung des russisch-öster- 
1) Vgl. meine Kleinen historischen Schriften III, 552 ff., wo jedoch 
Persigny's erste Sendung irrthümlich in das Jahr 1851 anstatt 1849 
gesetzt ist, sodann Rothan, souvenirs diplomatiques in der Revue des 
deux mondes 1. und 15. Mai 1889, einen Aufsatz, sehr dankenswerth 
durch die zahlreichen Mittheilungen aus Persigny's Berichten während 
seiner zweiten Berliner Mission, der jedoch von unglaublichen Irrthümern 
über die damaligen deutschen Verhältnisse wimmelt.
	        
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