28 Napoleon.
niederwarf, sah Osterreich gelassen zu. Als er die Höhe
seiner Macht erreicht hatte, war das deutsche Reich vernichtet,
gab es kein Deutschland mehr. Statt dessen redete man jetzt
von den Staaten des Rheinbundes unter dem erhabenen
Schutze des Kaisers der Franzosen. Napoleon traf die Ein-
richtungen desselben gemäß den schon zehn Jahre früher von
Talleyrand vorgezeichneten Grundsätzen, so daß Preußen und
Osterreich, jenes über die Elbe, dieses über den Inn nach
Osten geschoben wurden, und beide von dem neuen Bunde
ausgeschieden blieben. Auf dem übrigen deutschen Boden
aber wurde eine Anzahl Mittelstaaten errichtet, groß genug,
um sich im Innern ein festes Staatsbewußtsein zu erzeugen,
aber nicht kräftig genug, um nach Außen sich zu wahrer
Selbständigkeit zu erheben — oder mit andern Worten, stark
genug, um die Zerspaltung Deutschlands, und schwach genug,
um die Oberhoheit Frankreichs zu verewigen. Zu diesen
Zwecken wurden im Süden die königlichen Kronen von Bayern
und Württemberg, die großherzoglichen von Baden, Hessen-
Darmstadt u. s. w., im Norden aber die Königreiche West-
falen und Sachsen, sowie das Großherzogthum Berg ge-
schaffen. Immerhin aber zeigte sich bei diesen Einrichtungen
ein großer Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden.
Es waren einheimische Fürsten, welche in Süddeutsch-
land durch freiwilligen Anschluß an Napoleon zur Macht
gelangt waren. Ein großer Theil ihrer Unterthanen war
altangestammte Bevölkerung, und die Einwohner der annectirten
Zwergstaaten fanden durch den Wechsel ihre Lage selten ver-
schlechtert, oft verbessert. Dabei ließ Napoleon, auf die Zu-
verlässigkeit seiner Vasallen vertrauend, sie in ihrer innern Ver-
waltung unbelästigt, wenn sie ihm die geforderte Truppenmacht