Der Rheinbund. 29
pünktlich stellten. Ihre Soldaten fochten dann gegen Preußen
und Osterreich und breiteten den Stolz auf die Siege des
Unüberwindlichen in weite Kreise der Heimath aus. So kam
es, daß, wo im Lande Unzufriedenheit über Beamtenwillkür und
fürstlichen Absolutismus entstand, die Beschwerden darüber sich
weniger gegen Napoleon, als gegen die einheimische Regierung
richteten. Im Übrigen lebten Bürger und Bauern in den
altgewohnten Sitten weiter; es entwickelte sich starke Sehn-
sucht nach liberaler Rechtssicherheit, aber sehr wenig Drang
auf nationale Befreiung.
Ganz anders in Norddeutschland westlich der Elbe.
Mit Ausnahme einiger bedeutungsloser Kleinstaaten waren
hier die einheimischen Fürsten verjagt, und das Land die
Kriegsbeute des fremden Eroberers geworden. In Westfalen
und Berg herrschten bonapartische Prinzen; das linke Rhein-
ufer, Oldenburg, ein Theil Hannovers, die Hansestädte ver-
fielen unmittelbar der französischen Verwaltung. Eine Menge
französischer Beamten, Officiere und Besatzungen hielten das
Land unter ihrem Druck; das Continentalsystem brachte
Verarmung und Elend über alle Stände; die französische
Polizei beaufsichtigte argwöhnisch und herrisch die Schulen,
den Briefverkehr und die Gesellschaft. Man konnte die
deutsche Sprache nicht sogleich verbieten, aber man that,
was man konnte, um sie durch die französische zu ver-
drängen. Es war ein planmäßiger Krieg, mit welchem
Napoleon hier alles deutsche Wesen auszurotten strebte, und
dem entsprechend kochte dann auch ein patriotischer Zorn in
den Herzen der Unterdrückten. Eine Verschwörung folgte
der andern, aber es fehlte an jedem leitenden Mittelpunkte,
der eine große Aussicht in die Zukunft eröffnet hätte. Man