418 Die Krisis. 1850
Intrigue gegen den hochverdienten conservativen Beamten
dargestellt worden, und als der Justizminister Simons, der
so wenig wie die übrigen preußischen Minister von den Cas-
seler Plänen eine Ahnung hatte, die Ausfertigung des Ab-
schiedes weigerte, fuhr Hassenpflug sofort nach Sanssouci
und empfing dort am 20. Februar die bereits unterzeichnete
Entlassungsurkunde aus den Händen Sr. Majestät. Dem
Kurfürsten war es völlig gleichgültig, daß bald nachher sein
Ministerpräsident und Justizminister wegen Fälschung durch
das Greifswalder Gericht steckbrieflich verfolgt wurde.
Als Hassenpflug in solcher Weise sein Ministerium in
Cassel antrat, wurde er, in Erinnerung an seine früheren
Thaten, als der Hessen Fluch mit einem Ausbruch allgemeines
Unwillens empfangen. Er ließ sich das nicht anfechten.
Schon seine äußere Erscheinung kündigte die Entschlossenheit
des Mannes an, die kurze, gedrungene Gestalt, scharf
geschnittene Züge, die mächtige Nase, der hohe, kahle Schädel
über dem lockigen Hinterhaupt. Ein Fanatiker des Hoch-
kirchenthums und der monarchischen Absolutie, innerlich über-
zeugt von der Güte seiner Sache, deshalb kühn bis zur
Frechheit, erhaben über Regel und Rücksicht, ein Virtuose
rabulistischer Dialektik, übrigens völlig frei von ascetischer
Verachtung irdischer Lebensgenüsse, mehr verschwenderisch als
eigennützig, aber durch unordentliche Wirthschaft auch in dieser
Beziehung übel beleumdet.
Man hat wohl gestritten, ob der Verfassungssturz oder
die Sprengung der Union ihm Zweck oder Mittel gewesen:
es stand eben einfach so, daß das Eine ohne das Andere
nicht zu erreichen war. Denn die Bestimmungen des Bünd-
nisses vom 26. Mai, als dessen Mitglied sich Kurhessen trotz