Der Drang zur deutschen Einheit. 35
horst, Blücher und Gneisenau, unter den Schriftstellern Nie-
buhr, Fichte und K. F. Eichhorn, und wie viele sonst noch
wären zu nennen, sie Alle waren nicht in Preußen geboren,
aber weil sie an Deutschland dachten, waren sie feste preußische
Patrioten geworden. Der deutsche Name war auf der Land-
karte ausgetilgt, aber niemals hatte das deutsche Bewußtsein
feuriger in ungezählten deutschen Herzen pulsirt.
So wurde hier, in der äußersten Ostmark deutsches
Lebens, in der Tiefe einer scheinbar hoffnungslosen Bedrängniß,
der seit Jahrhunderten verkommene Gedanke der deutschen
Einheit wiedergeboren. Zuerst nur das Eigenthum der Besten
unter den Zeitgenossen, der theuere Schatz eines Theils der
gebildeten Stände, zündete er, einmal angeregt, weit und
breit bei der jüngeren Generation, erfüllte die Reihen des
preußischen Heers, und wurde von dort in raschem Verlaufe
Gemeingut zahlreicher Kreise auch außerhalb der preußischen
Grenzen.
Aus dem glühenden Drange, den wälschen Bedrücker
mit all seinen Schergen und Vasallen vom deutschen Boden
hinwegzufegen, erhob sich vor der Phantasie der streitbaren
Jugend das Bild eines geschlossenen, starken und durch starke
Hand regierten Reiches, dessen vereinter Macht kein Wider-
sacher gefährlich werden könnte. Das ganze Deutschland,
sang Arndt, soll es sein, so weit die deutsche Zunge klingt:
denn man hatte es ja erlebt, daß Osterreich für sich allein
und Preußen für sich allein dem fremden Bedränger nicht
gewachsen, die souveränen Mittelstaaten aber zum Reichs-
verrathe eifrig bereit gewesen waren. Also galt es, sie Alle,
Steiermärker und Brandenburger, Bayern und Niedersachsen,
um das alte Reichsbanner zu sammeln, und in verjüngter
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