Mißtrauen gegen die preußischen Jacobiner. 39
Thätigkeit zu berufen, den heiligen Kampf zur Sache freier
Begeisterung jedes Einzelnen zu machen: das Alles erschien
den Staatsmännern an der Donau als revolutionärer Greuel.
Als dann in Preußen jene Gesinnung immer weitern Boden
fand, als das preußische Volk sich überall mit dem leiden-
schaftlichen Drange zur politischen Erhebung erfüllte und
endlich den zaudernden König unwiderstehlich zu den ent-
scheidenden Schritten fortriß, da konnte man sich in Wien
so unheimliche Dinge nur als Erzeugniß einer weitangelegten
demagogischen Verschwörung erklären; man meinte den ganzen
Boden unterwühlt durch das Treiben geheimer Gesellschaften,
welche angeblich gegen Napoleon, in Wahrheit gegen die
sociale und monarchische Ordnung überhaupt arbeiteten. Als
deren Werk erschien York's eigenmächtiger Abfall von den
Franzosen, und vollends Kutusow's Kalischer Aufruf, welcher
die Völker des Rheinbundes zur Empörung gegen Napoleon
mahnte, und ihre Fürsten, wenn sie nicht zur nationalen
Sache überträten, mit Verjagung bedrohte. In dem lockeren
Gefüge des vielsprachigen Osterreich konnte man weder geheime
Vereine, noch populäre Leidenschaften, noch Reformen von
unten nach oben zulassen; man wollte also auch nicht dulden,
daß sie sich in Deutschland breit machten, und dann über
die Grenze herüber Osterreich mit ihrer Ansteckung bedrohten.
Also galt es, dem revolutionären Princip das monarchische
entgegen zu halten, und folglich auch die Souveränität der
Rheinbundfürsten gegen die preußischen Jacobiner in Schutz
zu nehmen. Dies versprach sofort weitern Vortheil. Man
gewänne damit die Hoffnung, die Rheinbundfürsten für die
Zeit des Kriegs von der französischen Allianz abzulösen. Für
die Zukunft aber durfte man darauf bauen, in ihnen feste