40 Anschauungen des Kaisers Franz.
Freunde Österreichs, als des Beschirmers ihrer fürstlichen
Machtvollkommenheit gegenüber dem revolutionären und uni-
tarischen Preußen, zu finden.
In allen diesen Anschauungen stimmten Kaiser Franz
und sein leitender Minister Graf Metternich vollkommen
überein. Von einer Herstellung der deutschen Kaiserwürde
wollte Franz nichts wissen!). Er erklärte seinem Minister
schon im Sommer 1813: „einem deutschen Kaiser werde ich
mich nicht unterwerfen, und zum neuen Kaiser bin ich selbst
nicht geschaffen; dieser Kaiser würde die Fürsten und die
denselben ergebenen Völker zu Gegnern, und die politischen
Schwindler für sich haben; ich würde mich nicht für fähig
halten, über eine solche Sippschaft das Herrscheramt zu über-
nehmen“. Hienach kam Metternich zu der Ansicht, es sei
überhaupt nicht nöthig, sich über die künftige deutsche Ver-
fassung den Kopf zu zerbrechen; die deutschen Staaten könnten
in voller Autonomie jeder für sich in Europa bestehen bleiben,
und durch eine Reihe völkerrechtlicher Allianzen für den Kriegs-
fall mit Osterreich verbunden werden, ganz so, wie er weiter-
hin Italien in der That eingerichtet hat. Das sprach er im
Beginne des Kriegs dem Kaiser Alexander von Rußland, und
später auch den englischen Bevollmächtigten aus, und fand
auf beiden Seiten erwünschte Zustimmung. In diesem Punkte
aber sah der geistig beschränkte Kaiser Franz weiter als sein
kluger Minister. Ließ man die deutschen Staaten völlig ver-
einzelt, so lag die Gefahr nahe, daß die reale Interessen-
1) Vgl. Metternich's Aufzeichnung, Historische Zeitschrift, Bd. 58.
Er erwähnt dort freilich nicht, daß er Anfangs nicht wie der Kaiser
einen deutschen Staatenbund, sondern völlige Autonomie der deutschen
Staaten im Sinne gehabt hat.