Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

52 Die Burschenschaft. 
gegen einen von jenen veranlaßten Bundesbeschluß die drei 
fremden Großmächte als Garanten der deutschen Verfassung 
einen förmlichen Protest anmeldeten, wies der Bundestag 
unter Preußens Vorgang die Anmaaßung des Auslandes 
grundsätzlich zurück. Die Fremden ließen darauf den ein— 
zelnen Fall auf sich beruhen, hielten aber ihren Anspruch 
aufrecht, und haben ihn, wie wir sehen werden, noch oft in 
gefährlicher Weise durchzusetzen versucht. Die wichtigste 
Forderung eines großen Volkes, die nationale Unabhängig— 
keit, war somit für Deutschland, am Abschluß seines glor- 
reichen Befreiungskriegs, aus einem anerkannten Rechtssatz 
zu einer offenen Machtfrage geworden. 
Man muß es gestehen, niemals ist einem großen, mit 
frischem Siegeslorbeer gekrönten Volke eine kümmerlichere Un- 
verfassung auferlegt worden, als es damals dem deutschen 
durch die Bundesacte geschah. Die mächtigen Gedanken, 
welche Preußens Wiedergeburt und damit Deutschlands Be- 
freiung vorbereitet hatten, waren hier in ihr Gegentheil ver- 
wandelt. Es war kein Wunder, daß in weiten Kreisen ein 
erbitterter Widerspruch erscholl. Die zurückgekehrten jüngeren 
Kämpfer erfüllten die Universitäten mit ihrer patriotischen Ent- 
rüstung, und suchten durch die Gründung der allgemeinen 
Burschenschaft die gesammte gebildete Jugend Deutschlands 
mit ihrem Enthusiasmus für Einheit, Recht und Freiheit zu 
erfüllen. Die Bestrebungen, die in diesen Vereinen herrschten, 
waren bei der größten Mehrheit durchaus idealer Art. Sie 
sannen nicht auf Umsturz des Vorhandenen, sondern auf Er- 
ziehung des kommenden Geschlechts. Durch sittliche Hebung 
und patriotische Begeisterung hofften sie den Staat der Zu- 
kunft zu dem großen Ziele der nationalen Einheit hinzuführen.
	        
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