Preußen unter Osterreichs Einfluß. 69
Sofort lud er wieder den Grafen Bernstorff und einige andere
vertraute Minister nach Wien, zu gemeinsamen Beschlüssen
gegen Württembergs Treiben, welches nicht bloß Kammern
und Zeitungen in Bewegung setzte, sondern selbst die heilige
Stätte, den Bundestag, zu vergiften begann. Zwar den
alten Lieblingsgedanken Metternich's, die deutschen Volksver-
tretungen unter die Aufsicht der Bundespolizei zu stellen,
lehnte Bernstorff auch dieses Mal entschieden ab; Württemberg
aber wurde durch diplomatischen Hochdruck unter dem Bei-
stand der fremden Großmächte genöthigt, seinen Bundes-
gesandten abzuberufen, einige Stuttgarter Zeitungen zu unter-
drücken und in demüthiger Reue dem schönen Triasgedanken
zur Zeit zu entsagen. Metternich erlangte in dieser Frage, was
er wollte. Preußen stand nicht an der Spitze des constitutionellen
Deutschland Osterreich gegenüber, sondern neben dem abso-
lutistischen Osterreich im Gegensatze zu den constitutionellen
Staaten. Auf lange hin war im deutschen Süden jede Spur
einer Sympathie mit Preußen, jede Erinnerung an Preußens
Verdienste im Befreiungskriege ausgetilgt. Enger als jemals
schien Preußen der Politik der heiligen Allianz angeschlossen,
und dem Einfluß des Fürsten Metternich in hingebender Ver-
ehrung unterworfen. In Preußen selbst war eine Menge
der zuverlässigsten Royalisten empört über diese Abhängigkeit,
in die sich der Staat des großen Friedrich aus blinder Re-
volutionsfurcht hineindrängte. In einem Briefe vom 31. März
1824 hieß es: „was unsere äußere Lage betrifft, so muß ich
leider ganz Ihrer Ansicht beitreten: hätte die Nation 1813
gewußt, daß nach eilf Jahren von einer damals zu erreichenden
und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und
Ansehens nichts als die Erinnerung und keine Realität übrig