72 Stimmung der liberalen Parteien.
Veröffentlichung Metternich übrigens 1824 wegen ihrer In-
haltslosigkeit einstellen ließ. Mit innerer Freude begrüßte
man jede flammende Rede, welche Foy oder Manuel gegen
die feudalen und klerikalen Ultras in Frankreich schleuderten;
die schneidenden Worte trafen ja dieselbe Staatsweisheit,
welcher Metternich und seine Berliner Verehrer mit prun-
kender Andacht huldigten. Vollends hingerissen aber nahm
man für den großen George Canning Partei, als er den
reactionären Mächten das stolze Wort entgegen rief, daß
England berufen sei, für die Freiheit der Völker einzutreten,
und über die Schläuche des Aeolus verfüge, um nach Gut-
dünken die Stürme der Revolution über die Gegner Englands
loszulassen. Ein solches Entzücken über die Angriffe des
Auslandes auf die leitenden Bundesstaaten setzte das Absterben
des patriotischen Gefühls in trauriges Licht; wie hätte es
aber anders sein können nach dem langen Vernichtungskrieg,
den Metternich und seine Helfer über den deutschen National-
gedanken verhängt hatten? Es war ihrer Staatskunst ge-
lungen, das deutsche Publikum wieder einmal zugleich parti-
cularistisch und kosmopolitisch zu machen.
Zu dem Bilde jener trüben Zeit gehört nun schließlich
noch der Zug, daß aller liberale Eifer, alle Verehrung für
Canning, aller Groll gegen die Revolution in den weitesten
Kreisen zwar eine gründlich pessimistische Stimmung, keines-
wegs aber den Drang zu politischer Thätigkeit hervorrief.
Man las die Zeitungen, ärgerte sich über die englischen
Tories, freute sich 1829 über die Niederlage der türkischen
Heere und der österreichischen Diplomatie, ballte die Faust
gegen Polignac, besprach das Alles mit den guten Freunden,
und ging dann wieder an das Geschäft oder zu Bette. Es