V.
Die Pariser Julirevolution brachte 1830 große Er-
regung in die äußerlich so ruhigen, innerlich mit tiefem Un-
behagen erfüllten Zustände Deutschlands. Im ersten Augen-
blick befürchtete man von der siegenden französischen Demokratie
eine Überfluthung aller Grenzen, und auch nach der Thron-
besteigung des friedfertigen Louis Philippe dauerte noch
längere Zeit die Besorgniß fort, daß die von Lafayette ge-
leitete radicale Partei die Regierung zu einer revolutionären
Kriegspolitik fortreißen würde. Weit und breit schien solchen
Plänen die Stimmung der Völker entgegen zu kommen. Im
September brach in Belgien die holländische Herrschaft zu-
sammen, im November begann der Freiheitskampf Polens
gegen Kaiser Nikolaus, im folgenden Februar erhob sich der
Aufstand in den Landschaften Mittelitaliens. So an allen
Grenzen von dem revolutionären Brande umlodert, begann
auch in Deutschland die politische Atmosphäre an zahlreichen
Punkten sich zu erhitzen.
Kleine Pöbelaufläufe in einigen Städten Rheinpreußens,
die von Polizei und Bürgerschaft sofort unterdrückt wurden,
eröffneten den Reigen. Dann wurde der hohe Bundestag
in nächster Nachbarschaft durch Excesse kurhessischer Bauern