Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

80 Gedanke eines entsprechenden Heervereins 
Chimäre der Gedanke gewesen, den Augenblick zu benutzen, 
und den Schutz gegen die heutige Gefahr nur unter der Be- 
willigung bleibender Einrichtung des gemeinsamen Kriegswesens 
zu bewilligen? Der Zollverein gab dazu das Muster; ja 
seine Consequenzen führten gerades Wegs auf ein solches 
Ziel hin. Dann hätte sich innerhalb des weitern Bundes 
mit Osterreich und seinen Anhängern ein engerer preußischer 
Bund gebildct, gegründet auf lebendige nationale Interessen, 
befähigt zu deren fortschreitender und fruchtbarer Fortent- 
wicklung, die erste Stufe zu einem wahrhaft nationalen 
deutschen Reiche. 
Diese Gedanken legte Graf Bernstorff in zwei Denk- 
schriften dem Könige vor 1), indem er zugleich einer Anregung 
Metternich's auf neue Zwangsmaßregeln gegen die Revolution 
mit einem Vortrage des preußischen Bundestagsgesandten 
antworten ließ, das beste Mittel gegen den Geist der Empörung 
sei die Abstellung der Mißbräuche, deren sich so viele deutsche 
Regierungen schuldig gemacht hätten. Es war ein Ton, wie 
er bisher so rein in dem Saale des Bundcspalastes noch 
nicht erklungen war. · 
Es leuchtet ein, daß bei der Betretung dieses Weges eine 
starke Erbitterung des Wiener Cabinets zu befahren war. 
Aber auch das war gewiß, daß bei der damaligen Weltlage 
Osterreich derselben praktische Folgen nicht zu geben vermochte, 
vielmehr Preußens Beistand bedurfte, und dessen Bedingungen 
annehmen mußte. Sodann galt es, so schnell wie möglich, 
ehe die Kriegsgefahr, und damit die Fügsamkeit der Süddeutschen 
V Vgl. die im Portfolio I, 7 ff. und die von Droysen (Abhand- 
lungen I, 55, 66, 80, 86) publicirten Documente.
	        
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