84 Das Hambacher Fest.
Kampf gegen die vorausgesetzte Revolution mochte nun be—
ginnen.
Zunächst beschloß der Bundestag ein Verbot, Unter-
schriften für Petitionen zu politischen Zwecken zu sammeln:
es handelte sich um zahlreiche Eingaben zu Gunsten der
polnischen Flüchtlinge und Auswanderer. Sodann wurde die
1819 eingesetzte, seither aber eingeschlafene Bundescommission
zur Beaufsichtigung der Presse wieder in das Leben gerufen,
und durch sie sogleich eine Anzahl freisinniger Zeitungen
in Baden und Bayern von Bundeswegen unterdrückt. Die
dadurch entwaffneten Herausgeber und Schriftsteller verfielen
seitdem auf ein anderes Agitationsmittel: sie begannen vor-
nehmlich in der bayerischen Pfalz, in Unterfranken und in
Oberhessen Volksversammlungen zu veranlassen, dort tapfere
Reden gegen die fürstliche Tyrannei zu halten, und gelegentlich
der Republik ein Hoch auszubringen. So ging das im
Frühling 1832 von Ort zu Ort; die Leistungen der Sprecher
wurden immer feuriger, die Anzahl der Zuhörer täglich
größer, und König Ludwig, der bereits mit seinen Kammern
sehr unzufrieden war, begann bei dem geräuschvollen Treiben
besorgt und zornig zu werden. Indessen wurde in der
Pfalz eine Hauptversammlung auf den 27. Mai, den Jahres-
tag der bayerischen Verfassung, ausgeschrieben, und unter
diesem Titel von der hohen Ortspolizei amtlich verstattet.
Aus allen Theilen des Landes strömten dann viele Tausende
auf den Abhängen des Hambacher Schloßbergs zusammen;
unter schmetternden Fanfaren wurden deutsche und polnische
Fahnen entfaltet, von den Rednern die kommende Freiheit
und deutsche Einheit und die Verbrüdcrung aller freien Völker
gefeiert. Brausende Hochrufe folgten, muthige Lieder wurden