96 Die Dresdener Conferenzen. 1851
berg vorzuschlagen, die Conferenz möge die Commissions-
beschlüsse allerdings nicht als gesetzgeberische Acte, aber doch
als gemeinsame Gutachten genehmigen, nur um sie dann den
deutschen Regierungen zu beliebigem Gebrauche vorzulegen.
Da hiebei alle zwischen Osterreich und Preußen streitigen
Punkte wieder zur Sprache hätten kommen müssen, so wäre
ohne Zweifel die einzige Wirkung des Beust'schen Gedankens
das Auseinandergehen der Conferenz in offenkundigem Zmie-
spalt gewesen. Schwarzenberg, mit Beust in dem Wunsche
einverstanden, die Conferenz nicht mit einem völlig negativen
Ergebniß zu schließen, machte demnach in Berlin den Vor-
schlag, die letzte Sitzung erst auf den 15. Mai anzuberaumen,
und vorher noch sechs Reformbeschlüsse zu fassen, deren sach-
licher Werth unbestritten sei. Da er aber in das Verzeichniß
derselben mit großer Unbefangenheit auch den Antrag der
dritten Commission auf Vorbereitung der großen Zolleinigung
aufgenommen hatte, so erfolgte umgehend von Preußen die
Ablehnung des ganzen Vorschlags. Schwarzenberg war darauf
wieder sehr erregt. Die Conferenz, sagte er dem preußischen
Geschäftsträger, darf nicht ganz resultatlos verlaufen: Wenig
oder Viel, etwas muß erreicht werden; ich beharre auf der
Einbringung meiner sechs Punkte. Graf Buol stellte darauf
am 2. Mai in der Conferenz den Antrag, die Regierungen
zu einer Außerung ihrer Ansichten über die Commissions-
anträge einzuladen, und zu diesem Behufe eine Sitzung am
15. Mai anzuberaumen. Hiegegen konnte man, da es sich nicht
um Vota oder Beschlüsse handelte, nichts einwenden; wenn
aber Fürst Schwarzenberg daran noch irgend eine Hoffnung
auf ein seinem Sinne entsprechendes Ergebniß gesetzt hatte,
so sollte er eine gründliche Enttäuschung erleben. Vormittags