102 Thätigkeit des erneuerten Bundestags. 1851
unläugbar, als daß der erste Schritt dazu die Stärkung der
Obrigkeit sein mußte. In den weitern Organisationen ging
offenbar die allerdings nicht leichte Aufgabe dahin, die be-
rechtigten Forderungen der neuen Zeit von den schädlichen
Auswüchsen zu unterscheiden, diese zu beseitigen und jene der
monarchischen Ordnung in passender Weise einzufügen.
Allein die uralte Weisheit, daß eine aus monarchischen,
aristokratischen und demokratischen Elementen gemischte Staats-
verfassung die beste Gewähr zugleich für Ordnung und Frei-
heit bietet, war der jetzt an die Leitung der Reaction sich
drängenden Partei unbekannt oder erschien ihr lächerlich.
Die Politik, hieß es hier, ist nichts als ein Streit um die
Macht; wer Macht erstrebt, ist ein Narr, wenn er dem
Gegner Theil an der Macht einräumt. Die Demokraten
haben den Monarchen zum Sprachrohr der Volksvertretung
erniedrigen wollen: wir lassen Volksvertreter entweder gar
nicht oder höchstens mit berathender Stimme zu. Die De-
mokraten haben die Beamten von den Befehlen des Königs
und das Volk von den Verfügungen der Behörden emaneipirt:
wir stellen das Volk unter die Befehle der Polizei und die
Polizei unter die Winke des Monarchen. Die Demokraten
haben den Adel und den Pöbel in eine Masse geworfen,
und die Kirche den zerstörenden Agitationen der Clubs und
einer trügerischen Wissenschaft Preis gegeben: wir geben dem
Adel seine localen und politischen Rechte zurück, und stellen
das bethörte Volk wieder unter die Vormundschaft der neu-
gestärkten Kirche.
Es arbeiteten also in der damaligen Reaction absolu-
tistische, feudale und klerikale Tendenzen in wechselnder Grup-
pirung und Wirkungskraft neben einander.