146 Dualismus im Bunde. 1851
kraft in der Verfolgung seiner Absichten verband er eine nie-
mals versagende Elasticität des Geistes in der wechselnden
Anwendung des jedes Mal zweckmäßigen Verfahrens; ohne
jemals einen systematischen Unterricht durchgemacht zu haben,
besaß er die Fähigkeit, welche Thucydides von Themistokles
rühmt, durch die Macht seiner Natur in kurzem Nachdenken
das Erforderliche sofort zu treffen.
Alle diese Züge werden bereits in seiner Frankfurter
Correspondenz gleich deutlich wie in seinem spätern Wirken
auf höherer Stufe sichtbar. Überall bewundert man die
Umsicht der jede Frage allseitig beleuchtenden Erörterung,
den raschen Muth in der Aufstellung des anzustrebenden Ziels,
die unerschöpfliche Fülle immer neuer, den Gegner überraschender
und verwirrender Evolutionen, und dabei den festen Puls-
schlag einer stets vom Verstande geleiteten Energie. Noch
befand er sich nicht in der leitenden Stellung, sondern hatte
den Befehlen der vorgesetzten Behörde zu gehorchen; aber
stets traf der Gang seiner Berichte in thatsächlicher Be-
gründung und zwingender Logik so unwiderstehlich zum
Zweck, daß sich nur in seltenen Fällen dem Minister die
Möglichkeit einer abweichenden Auffassung darbot. Herr von
Manteuffel brummte wohl in aufkeimender Eifersucht: der
junge Schönhäuser scheint ja seiner Sache sehr gewiß zu
sein — schrieb aber dann sein „Einverstanden“ unter den
Bericht.
Durch die Frühreife des Talents und die indirecte Be-
Oerrschung des Vorgesetzten erinnert Bismarck lebhaft an das
Auftreten des Generals Bonaparte im Jahre 1796. In
allem Ubrigen aber erscheint neben der Ahrlichkeit der tiefste
Gegensatz der Charaktere zwischen beiden Männern. Statt