156 Dualismus im Bunde. 1851
system ausgingen, und sich damit dem handelspolitischen
Standpunkte des befreundeten Osterreich annäherten. Wenn
also Osterreich jetzt seine Zolleinigungs-Pläne in kräftigen
Betrieb setzte, war allerdings für Preußen die Gefahr nicht
gering, vielleicht Abfall der Südstaaten zu Osterreich, vielleicht
gänzliche Sprengung des Zollvereins und Unterbrechung des
freien Verkehrs zwischen den beiden Hälften der Monarchie.
Vor Allem dies Letzte mußte verhindert werden um jeden
Preis, und dafür gab es kein besseres Mittel als den Zoll-
verein mit Hannover. War dieser erreicht, so konnte man,
auf festem Boden stehend, das Vorgehen der Südstaaten
erwarten.
Kaum also hatte Osterreich am 10. Juli 1851 am
Bundestage die Einsetzung des handelspolitischen Ausschusses
veranlaßt, so richtete Preußen eine geheime Mittheilung nach
Hannover: man wünsche eine Verhandlung über den Eintritt
des Steuer= in den Zollverein anzuknüpfen, werde dieselbe
aber erst dann beginnen, wenn man vorher die vertrauliche
Versicherung eines raschen Abschlusses nach den hier bei-
liegenden Bedingungen erhalten habe. Diese waren denn in
der That für Hannover und Oldenburg äußerst vortheilhaft,
die Einräumung alles dessen, was bei den früheren Verhand-
lungen Preußen stets als unmöglich abgewiesen hatte, eine
starke Herabsetzung der Zölle auf Thee, Caffee, Wein,
Franzbranntwein, zollfreie Einfuhr von Schienen für die
hannoverischen Eisenbahnen, ein Präcipuum von 75 Procent
bei der künftigen Vertheilung der Zollvereinseinnahmen. In
Hannover griff man ohne langes Bedenken zu, sandte den
Steuerdirector Klenze nach Magdeburg, wo er in tiefem
Geheimniß mit dem preußischen Geheimrath Delbrück die