Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1852 Tod des Fürsten Schwarzenberg. 163 
Da trat aus verschiedenen Gründen sowohl in Berlin 
als in Wien ein unerwarteter Umschwung ein. 
In Wien war der bedeutende Staatsmann, dessen Kühn- 
heit und Energie Osterreich von Erfolg zu Erfolg geführt 
hatte, Fürst Felix Schwarzenberg, aus dem Leben geschieden. 
Seine Gesundheit, durch Leidenschaften aller Art längst unter- 
graben, war durch die Anstrengungen der politischen Arbeit 
vollends zerrüttet. Aber trotz mehrfacher Kränklichkeit war 
seine Lebenslust noch nicht erloschen. Als er am Morgen 
des 5. April 1852 die Einladung zu einem Balle erhielt, wo 
er einer von ihm verehrten Schönen zu begegnen hoffte, rief 
er: ganz bestimmt werde ich kommen, außer ich wäre todt. 
Im Laufe des Tags hielt er verschiedene Sitzungen und 
Conferenzen, sandte dazwischen jener Dame einen auserlesenen 
Blumenstrauß, und machte gegen Abend Toilette zum Diner, 
als er plötzlich vom Schlagfluß getroffen zusammenbrach und 
nicht wieder in das Bewußtsein zurückkehrte. Es mag dahin- 
gestellt bleiben, wie weit seine Kraft in der Durchführung 
seiner alle Verhältnisse überanspannenden Herrscherpläne 
gereicht hätte; sicher ist, daß sein Schüler und Nachfolger, 
Graf Buol-Schauenstein, zwar den eifrigsten Willen, in keiner 
Beziehung aber die Fähigkeit besaß, die politischen Gedanken 
des Verstorbenen zur vollen Verwirklichung zu bringen. Nun 
kann unter Umständen ein herrischer Despotismus imponiren 
und retten, aber nichts ist bedenklicher, als der Versuch eines 
ungeschickten Nachahmers, das Werk eines solchen Vorbildes 
fortzusetzen. 
In der Zollvereinssache trat Graf Buol Anfangs äußerst 
gebieterisch auf. Als im Juni der vom Könige in Spezial- 
mission nach Wien gesandte Herr von Bismarck sich bei ihm 
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