8 Graf Brandenburg in Warschau. 1850
In gleichem Sinne wirkte auch der russische Gesandte Baron
Meyendorff in Wien, obgleich Schwarzenberg seit dem Bre-
genzer Tage unaufhörlich erklärte, der Krieg sei das einzige
noch mögliche Mittel, um Preußen zur Vernunft zu bringen.
Meyendorff entgegnete ihm darauf, da die friedlichen Mittel
noch keineswegs erschöpft seien, so werde ein offensives Vor-
gehen Osterreichs Rußland als Gegner finden. Da stimmte
denn Schwarzenberg den kamsflustigen Ton etwas herunter
und sprach seine Friedensbereitschaft aus, wenn Preußen die
Union 8 und provisorisch den Bundestag beschicke, mit
dem ** nach sechs Monaten wieder auszutreten, falls
bis dahin ein Einverständniß über die künftige Bundesver-
fassung nicht erreicht sei. Meyendorff überbrachte diese Vor-
schläge am 23. October nach Warschau, wo sie dann von
dem preußischen Ministerpräsidenten als völlig unannehmbar
zurückgewiesen wurden. —
Unterdessen kam Kaiser Nikolaus immer und immer
wieder auf die holsteiner Sache zurück. Euer Vorschlag,
sagte er zu Brandenburg, sie durch eine Commission gemein-
schaftlich mit einem dänischen Bevollmächtigten zu ordnen,
ist viel zu zeitraubend. Das Einfachste und Rascheste wäre,
wenn Preußen sofort selbst Truppen gegen die Holsteiner
marschiren ließe. Brandenburg erwiderte, Preußen habe die
von ihm, als Preußen, übernommenen Pflichten theils schon
erfüllt, theils sei es zur Erfüllung bereit, sobald den Vor-
bedingungen von der andern Seite genügt würde. Als Mitglied
des deutschen Bundes werde es zu jeder Leistung die Hand
bieten, die ihm von einer allseitig anerkannten Bundexbehörde
übertragen würde. Eine solche aber existire zur Zeit nicht;
gerade um den Wunsch des Kaisers für eine baldige Pacifi-