Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

178 Neues Bündniß zwischen Österreich und Preußen. 1854 
Trümmern, und für Napolcon's unruhig träumenden Ehrgeiz 
gab es keine Schranke mehr. So erging in den letzten 
Tagen des Februar 1854 an die Höfe von Wien und Berlin 
die Frage der beiden Westmächte: sie beabsichtigten, Rußland 
zu schleuniger, spätestens am 30. April zu vollendender 
Räumung der Fürstenthümer aufzufordern, und die Nicht- 
erfüllung dieses Begehrens als Kriegserklärung zu betrachten; 
sic bäten also um Auskunft, welche Entschlüsse der Wiener 
(Berliner) Hof in diesem Falle zu fassen gedächte. Gleich 
darauf überreichten die Vertreter der Seemächte den beiden 
Höfen den Entwurf einer Convention, wodurch die vier Re- 
gierungen sich verpflichten sollten, für die Verwirklichung der 
in den Conferenz-Protokollen festgestellten Sätze diejenigen 
Mittel anzuwenden, welche ihre Vertreter in der Conferenz 
berathen und beschließen würden. 
Der Augenblick der Entscheidung war gekommen. Hier 
aber trennten sich die Wege. 
In Wien hatte Kaiser Franz Joseph mit tiefem Kummer 
und schwerer Sorge die Kluft, die sich zwischen seinen und 
den russischen Interessen aufgethan, sich täglich erweitern 
sehen. Aber so war es nun einmal. Die Russen begannen 
nach Überschreitung der Donau in Bulgarien vorzudringen: 
ihre Sendlinge arbeiteten mit verdoppelter Kraft an einer 
Erhebung der dortigen Christen; in Epirus und Thessalien 
stand bereits, von Athen her angefeuert, die Empörung unter 
den Waffen. Nimmermehr konnte Österreich eine weitere 
Entwicklung dieser Dinge zulassen. Graf Buol verfügte die 
Aufstellung von 25000 Mann im Banat, veranlaßte die 
Seemächte zu kräftigem Einschreiten bei dem Hofe von Athen, 
und sprach gegen Rußland sein hohes Befremden. aus, daß
	        
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