1850. Russisches Drängen in der holsteiner Sache. 9
cation zur Erfüllung zu bringen, bemühe man sich jetzt um
die Verständigung mit Osterreich. Auch wisse man, daß die
Statthalterschaft in Holstein bereit sei, sich einer Commission,
wie sie Preußen vorschlage, zu fügen. Der Kaiser blieb bei
seiner Ansicht. Es sei Preußens Pflicht, dem Kriege, den
es entzündet und geführt habe, durch einen wirklichen Frieden,
d. h. durch die Pacification Holsteins, ein Ende zu machen,
namentlich aber, sich den Maaßregeln dieses Sinnes, die etwa
in Frankfurt beschlossen würden, nicht zu widersetzen. Was
kann Euch hindern, fragte er, wenn von Frankfurt aus ein
Inhibitorium gegen alle Feindseligkeiten, ein Gebot rascher
Abrüstung nach Kiel erlassen wird, eine gleiche Maaßregel von
Berlin aus zu treffen? Brandenburg versprach, zu erwägen,
hatte aher gexinge Hoffnung auf die königliche Genehmigung
eines Verf , welches zu einem Zusammenwirken mit dem
Bundestag, also zu einer faͤctischen Anerkennung desselben,
führen möchte. Seine Zurückhaltung steigerte das Drängen
des Kaisers. Zu General Rochow, mit dem er seit Jahren
in familiärer Weise zu reden pflegte, sagte er: Ihr solltet
gegen die Holsteiner marschiren lassen, sie auseinander jagen,
den General Willisen aufhängen. Dem Grafen Brandenburg
sprach er dann in bekümmertem, aber festem Tone am
22. October seine Entschließung in dieser Frage aus; er müsse
einen Widerstand Preußens gegen Bundesmaaßregeln zur Paci-
firation Holsteins als eine Beldidigung Seiner Selbst ansehen
und militärische Vorkehrungen dagegen treffen; auch werde er
sich verpflichtet halten, den Bundestag anzuerkennen, sobald
derselbe den ersten Schritt zu diesem Ziele gethan habe. Dann
wieder sagte er Herrn von Rochow: „Ich werde es ruhig mit
ansehen, daß Preußen seine Union ausführt, und Osterreich mit