Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

204 Zerwürfnisse. 1854 
2. freie Schifffahrt auf der Donau bis zum Meer; 
3. Revision des Vertrags von 1841 im Interesse des 
europäischen Gleichgewichts; 
4. Förderung der Rechte der türkischen Christen in einer 
mit den Souveränitätsrechten des Sultans ver- 
einbaren Weise. 
Keiner der Contrahenten würde russische Vorschläge, die 
nicht eine volle Annahme dieser Principien aussprächen, in 
Erwägung ziehen. 
Am 10. August sandte darauf Graf Buol dieses Pro- 
gramm als gemeinsame Forderung der drei Mächte nach 
Petersburg, und machte zu gleicher Zeit die entsprechende 
Mittheilung nach Berlin, mit einer Einladung zum Anschluß 
an dieses Friedenswerk. 
Man wird leicht den Eindruck ermessen, welchen eine 
solche Nachricht bei der preußischen Regierung hervorrief. 
Wieder hatte der vertraute Bundesgenosse vom 20. April, 
auf eigene Hand und ohne Benehmen mit Preußen, einen 
Schritt gethan, welcher für Osterreich einen neuen Kriegsfall 
gegen Rußland stellte, und dann Preußen und Deutschland 
in die Verwicklung hinein zu ziehen nur zu geeignet war. 
Der Verdruß darüber wurde durch den Umstand gesteigert, 
daß die Westmächte gegen Prcußen ein tiefes Schweigen über 
die Sache beobachteten: es scheint, sagte Herr von Manteuffel, 
man will uns für die Abweichung unserer Ansichten von den 
westmächtlichen bestrafen. Dazu kam, daß man in den vier 
Punkten sehr geringen Vortheil für die deutschen Interessen 
erkannte. Die Freiheit der Donauschifffahrt verhieß einen 
zur Zeit geringfügigen, erst in weiter Zukunft vielleicht be- 
deutenden Gewinn. Die Beseitigung des russischen Protectorats
	        
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