1856 Napoleon's verschärftes Auftreten. 259
dem Gegner überliefert worden. Napoleon war entrüstet, und
erklärte jetzt dem preußischen Gesandten, da die englische Ein-
mischung der französischen Regierung die Mittel fernerer
Wirksamkeit entzogen habe, werde er seine eigene Person ein-
setzen. Er lud den Feldherrn des schweizer Sonderbundkrieges,
den General Dufour, seinen alten Lehrer in den Kriegswissen-
schaften, zu sich nach Paris, legte ihm den unerschütterlichen
Entschluß des Königs, die unabweisliche Nothwendigkeit der
Nachgiebigkeit in Sachen der Gefangenen, und in deren Folge
die thatsächliche Sicherheit des königlichen Verzichtes auch ohne
officielle Garantie Frankreichs dar, und schloß mit der be-
stimmten Erklärung, nach der Freilassung der Gefangenen die
Schweiz in jeder Weise unterstützen, ohne dieselbe aber den
Marsch einer preußischen Armece in keiner Weise verhindern zu
wollen. Zugleich erhielten die französischen Vertreter bei den
süddeutschen Höfen die Weisung, bei den dortigen Ministern sich
in gleichem Sinne auszusprechen, und Graf Walewski ermahnte
im Stillen den Grafen Hatzfeldt, Preußen möge einige mili-
tärische Vorkehrungen treffen; das sei das einzige, aber auch das
wirksamste Verfahren, umdie Schweizer zur Besinnung zubringen.
Da es bei kriegerischen Maaßnahmen vor Allem auf das
Verhältniß zu Frankreich und den süddeutschen Staaten ankam,
lud der preußische Ministerpräsident den Grafen Hatzfeldt und
den Bundestagsgesandten zu einer Conferenz am 2. December
nach Berlin. Hier erörterte Bismarck, in der Sache ganz
mit Napoleon übereinstimmend, das einzige Mittel gegen
das Übelwollen der Schweiz und der Mächte sei der ernst-
liche Beginn der Rüstung. Krieg wünsche kein Monsch,
und Preußen werde eben deshalb seine Bedingungen er-
langen, wenn es für den entgegengesetzten Fall an der
17°