1856 Preußische Rüstung. Osterreichs Opposition. 261
sich hienach nicht wundern können, wenn sie ferner geringeres
Wohlwollen als bisher erfahre. Das Aufsehen, welches diese
öffentliche Absage erregte, war groß; der Bundesrath beeilte
sich darauf, die Vertretung des souveränen Volkes, die Bundes-
versammlung, einzuberufen. Noch gab es eine Hoffnung, die
preußischen Spitzkugeln von Schaffhausen fern zu halten:
man wußte, daß Osterreich alle Mittel aufbot, den preußischen
Heereszug zu verhindern. In der That ließ damals Graf
Buol in Berlin erörtern, daß Preußen im Londoner Protokoll
versprochen habe, während der Dauer der Unterhandlung,
mit welcher die Mächte Berücksichtigung seiner Rechte bei der
Schweiz anstreben würden, keine einseitigen Schritte zu thun:
folglich dürfe es jetzt keine Truppen aussenden, sondern habe
sich zuerst des Einverständnisses der Mächte zu versichern.
Die Antwort war freilich einfach: die Mächte haben seit vier
Jahren keine Unterhandlung begonnen, folglich thun wir jetzt
einseitig, was uns richtig scheint. Zugleich erklärte Graf
Buol, der Durchmarsch des preußischen Heeres durch Süd-
deutschland könne nur vom Bundestag, nicht aber von den
einzelnen Staaten erlaubt werden: hierauf aber erhielt er
von allen Seiten die Erwiderung, gerade das Umgekehrte sei
richtig kraft der souveränen Unabhängigkeit der deutschen
Einzelstaaten. Ebenso fruchtlos waren seine diplomatischen
Bemühungen bei den verschiedenen Höfen; als die Sorge
vor einer französischen Intervention verschwunden war,
herrschte bei diesen Cabinctten eitel Freude, daß dem revolu-
tionären Wesen in der Schweiz endlich einmal eine gründ-
liche Lehre ertheilt werden sollte. Die einzige Folge der
österreichischen Haltung war eine täglich zunehmende Ver-
bitterung des preußischen Königs, in dessen Nerven jede