270 Der Ausgang der Regierung Friedrich Wilhelm's IV. 1857
gegen alle Partei-Chicanen in der Heimath. Jedem künftigen
Schritte des Königs aber zu ihren Gunsten würden die
Mächte nur mit dem Bedauern antworten, daß Preußen den
Vertrag verworfen habe. Von einer Möglichkeit militärischen
Einschreitens würde dann keine Rede mehr sein. Im ersten
Augenblick bestritt der König diese Erörterung: die Macht
aber der am 28. April vollendeten Thatsache machte auch
seinen Zweifeln und Hoffnungen ein Ende. Zudem erfuhr
er von allen Seiten, daß an die Annahme seines letzten Vor-
schlages durch die Schweiz nicht zu denken sei, und als am
6. Mai Kaiser Napoleon durch ein vertrauliches Schreiben
ihm den Besuch des Prinzen Napoleon in Berlin angekündigt,
ihm in warmen Worten die Hoffnung auf fernere treue Freund-
schaft und festes Zusammengehen in allen europäischen Händeln
ausgesprochen, und daran die Hoffnung auf Annahme des
Vertrags geknüpft hatte, da kam Friedrich Wilhelm, wenn-
gleich mit schwerem Kummer, am 10. Mai zum Entschluß,
und antwortete dem Kaiser am 13., daß er Geld von den
Schweizern gar nicht haben wolle, im Ubrigen aber dem
Vertragsentwurfe der Conferenz beitrete. Am 16. ging die
entsprechende Weisung an den Grafen Hatzfeldt ab, und am 26.
crfolgte die allseitige Vollziehung des Vertrags.
Dies war der Ausgang einer Angelegenheit, welche
während neun langer Monate Kopf und Herz und Nerven
des Königs stärker bewegt und gequält hatte, als irgend ein
Ereigniß seit den Märztagen von 1848. Er hatte so ziemlich
Alles erreicht, was die einmal vorhandenen Umstände ge-
statteten. Aber der Kummer über den Verlust wurde da-
durch nicht gehoben, und bohrend blieb in seinem Gemüthe
der Stachel haften, daß die Greuel der Revolution einen