Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1858 Bundesbeschluß über Holstein. 311 
erklärten sich im Bundestage mit dieser Antwort vollkommen 
zufrieden gestellt. Hier aber schritt der Prinz von Preußen 
mit entscheidendem Nachdruck ein. Auf die erste vorläufige 
Kunde von der dänischen Antwort telegraphirte er nach 
Berlin, daß sie ungenügend sei, daß der Bundestag energisches 
Vorgehen zu beschließen habe, und Preußen hiebei stets die 
Initiative nehmen müsse. Es war die Erinnerung an Olmütz, 
die hier in ihm aufkochte, es war die Gesinnung, die ihn 
am 8. November sagen ließ, Preußen sei stets bereit, das 
Recht zu schützen. Bismarck wurde nach Baden berufen, der 
Prinz kam mit ihm über das Verfahren am Bundestag über- 
ein, und nach einigen Wochen war ein Bundesbeschluß fertig, 
welcher dem König-Herzog von Holstein bei längerem Wider- 
stand die bewaffnete Execution ankündigte. 
Die Rastadter Streitfrage wurde gegen Ende des Jahres 
durch ein vermittelndes Abkommen erledigt, und damit die 
äußere Eintracht zwischen den beiden Höfen wieder hergestellt. 
Mehr wurde allerdings nicht erreicht: der Prinz-Regent blieb 
bei dem Entschlusse, Osterreich gegenüber sich freie Hand zu 
erhalten. 
Nur zu bald aber traten Ereignisse ein, wo es nicht 
bloß auf das Vermeiden voreiliger Verpflichtung, sondern auf 
die Entschließungen einer positiven Politik ankam. Gleich auf 
der Schwelle ihres Wirkens wurde der Regentschaft eine 
schwere Probe auferlegt.
	        
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