314 Der italienische Krieg. 1859
rechte zu erkaufen. Leider aber konnte diese sonst schlagende
Bemerkung in Osterreichs Munde nur geringen Eindruck machen,
da es 1850 ganz dasselbe Argument, welches jetzt Frankreich
vorzuführen sich anschickte, seinerseits gegen Preußen auf-
gestellt hatte: weil die Bundesacte die deutschen Fürsten für
souverän erklärt hat, ist es unstatthaft, daß diese gewisse
Hoheitsrechte an den preußischen Unionsvorstand abtreten.
Während Napoleon dieses diplomatische Rüstzeug im
Stillen vorbereitete, waren den ganzen Herbst hindurch Cavour
und der italienische Nationalverein für die Entflammung der
populären Gefühle thätig. In allen Theilen der Halbinsel
erhob sich der Ruf nach Befreiung Italiens von der er-
drückenden Fremdherrschaft, nach Vereinigung der zerrissenen
Glieder des Vaterlandes. Presse, Kammerdebatten, Vereins-
wesen, Alles wirkte in diesem Sinne zusammen, in möglichster
Unbefangenheit und Offentlichkeit, um den Wiener Gegner
zu beunruhigen und zu unbedachten Schritten zu reizen.
Dies gelang denn nach Wunsch und über alle Wünsche
hinaus. In Wien war man entrüstet; die geringste Nach-
giebigkeit erschien mit der Würde des Reichss unverträglich;
man wollte nicht angreifen, aber man ersehnte den Augen-
blick, in welchem der Widersacher einen Anlaß böte, ihn zu
fassen und dann vernichtend zu treffen. Seitdem Sardinien
ein constitutioneller Staat geworden, erklärte ein österreichischer
Staatsmann dem Herrn von Bismarck, ist unsern Behörden
eine regelmäßige Verwaltung der Lombardei unmöglich; es
ist für uns eine Lebensfrage, daß wir Sardinien zur Ab-
schaffung der Constitution und zum Verzicht auf den natio-
nalen Gedanken zwingen. Ganz so, wie einst in Deutschland
Metternich den Einheitsgedanken den verruchtesten genannt,