318 Der italienische Krieg. 1859
Abgeordneten; niemand hatte Lust, für die italienische Miß-
regierung Osterreichs und der Curie eine Lanze zu brechen.
Was die beiden andern neutralen Großmächte, Rußland
und England, betraf, so gab es in Petersburg nur Eine
Meinung, die Freude über die bevorstehende Demüthigung
des österreichischen Stolzes, in solchem Grade, daß Kaiser
Alexander den Gedanken nicht verhehlte, seinerseits gegen jeden
einzuschreiten, welcher Osterreich durch Hülfsbereitschaft er-
muthigen würde. In England ging der vorherrschende Wunsch
auf Erhaltung des Friedens, wobei die jetzt regierende Tory-
partei mehr auf die österreichische Seite neigte, während die
Whigs entschieden die Sache der italienischen Patrioten ver-
traten. Der Minister Lord Malmesbury machte zunächst
einen Vermittlungsversuch, indem er den englischen Gesandten
in Paris, Lord Cowley, nach Wien gehen, und dort nach-
drücklich zur Berücksichtigung der französischen Anträge auf
innere Reformen in Italien, mahnen ließ. Der Gesandte
wurde mit dem Worte empfangen: wir brauchen keine Ver-
mittler, sondern Allirte. Auf seine Vorschläge, bei Be-
willigung der Reformen Osterreich den bisherigen Territorial=
bestand zu gewährleisten, erhielt er halb zustimmende, halb
ausweichende Antworten. Ehe aber die Verhandlung zu festem
Ergebniß gekommen war, wurde sie von Rußland durch den
Vorschlag gekreuzt, die italienischen Verhältnisse auf einem
Congreß der Großmächte unter Zuziehung von Vertretern
der italienischen Staaten, zu ordnen. Der Vorschlag wurde
von Frankreich mit Eifer, von England und Preußen ohne
Bedenken angenommen. Dagegen erregte er wahren Grimm
bei Osterreich. Wie? man sollte sich herbeilassen, wenn auch
dem Namen nach als Gleicher unter Gleichen, thatsächlich