24 Graf Brandenburg in Warschau. 1850
So trat denn bereits am Nachmittage der Ministerrath
auf's Neue zusammen, dieses Mal unter dem Vorsitze des
Königs und in Gegenwart des Prinzen von Preußen.
Graf Brandenburg stellte nach Eröffnung der Verhand-
lungen fest, daß, nachdem Fürst Schwarzenberg auf die
preußische Anerkennung und Beschickung des Bundestags jetzt
verzichtet habe, damit der Hauptgrund für den preußischen
Protest gegen die hessische Execution beseitigt sei. Auch sei
zu hoffen, daß, wenn Preußen nicht bloß die Unausführbar-
keit, sondern die Aufhebung der Unionsverfassung erkläre, dann
Osterreich ihm einen Antheil am Bundespräsidinm zugestehen
werde. Ein Kampf in Hessen aber sei das Signal zu großem,
gefahrvollem Kriege. Als hierauf der König das Wort nahm,
zeigte sich's, daß Brandenburg's Berichte und Argumente nicht
verfehlt hatten, einen gewissen Eindruck auf ihn zu machen.
Er suchte einen Mittelweg, um bei einigen Einräumungen an
die Gegner doch einen Theil der eigenen Wünsche zu retten.
Auf die Unionsverfassung, sagte er, könne man zur Zeit ver-
zichten, um später nach vollendeter Ordnung des weitern
Bundes sie wieder aufleben zu lassen. Nachdem übrigens
Osterreich die lange ersehnten und begehrten freien Conferenzen
bewilligt, sei auch eine Nachgiebigkeit in der hessischen Sache
gerechtfertigt. Man werde in Kurhessen die beiden preußischen
Etappenstraßen und das dazwischen liegende Land besetzen
müssen, so daß die Bayern sich im Süden derselben aus-
breiten möchten, und damit die Besetzung des Landes eine
gemeinschaftliche würde. Die Herstellung der landesherrlichen
Autorität könne dann nicht ohne Preußens Theilnahme be-
wirkt, und damit der Kurfürst genöthigt werden, sich von dem
Bundestage hinweg, und Preußen zuzuwenden. Mittlerer