1850 Der König sucht einen Mittelweg. 25
Weile gewänne Preußen Zeit, gegenüber den österreichischen
Rüstungen die Armee mobil zu machen.
Brandenburg erlaubte sich hierauf die Bemerkung, zwar
habe bis jetzt Osterreich einer solchen gemeinschaftlichen Be-
setzung Kurhessens noch nicht zugestimmt, jedoch glaube er,
wenn man in der von Seiner Majestät angedeuteten Weise
nachgiebig verfahre, für eine Mobilmachung sich nicht aus-
sprechen zu sollen.
Hier aber fiel ihm Radowitz in lebhafter Erregung ein:
gewiß, keine Mobilmachung, wenn wir die Forderungen
Osterreichs erfüllen, in Kurhessen zurückweichen, Schleswig-
Holstein Preis geben — wohl aber sofortige Mobilmachung,
wenn wir Preußens Würde und Unabhängigkeit behaupten
wollen. Er führte dann aus, daß die Mobilmachung keines-
wegs sogleich der Krieg sei; man möge gleichzeitig mit ihr
die in Warschau begonnene Unterhandlung in Wien fort-
setzen, in Hessen die Bayern nicht angreifen, aber möglichst
große Landstrecken besetzen; dies Verfahren biete entschieden
höhere Vortheile, als das des Grafen Brandenburg, aller-
dings sei es aber auch mit einer nähern Kriegsgefahr ver-
bunden, und folglich zur eigenen Sicherung die Mobilmachung
unerläßlich. Auch der Prinz von Preußen sprach sich dafür
aus, weil, von allem Andern abgesehen, die formelle Auf-
hebung der Unionsverfassung, wie Schwarzenberg sie fordere,
mit einer Unterwerfung Preußens unter Osterreich gleich-
bedeutend sei. Andrerseits hob Manteuffel die Gefahren
hervor, welche der Beginn des Kriegs durch Erweckung der
revolutionären Leidenschaften heraufbeschwören würde, und
erklärte rückhaltlos, daß Preußen keinen Rechtstitel zum Ein-
schreiten in Hessen besitze, Osterreich aber guten Grund zum