Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

28 Graf Brandenburg in Warschau. 1850 
Regierungsweise und Ministerverantwortlichkeit zu denken und 
zu handeln pflegte, so wird man annehmen dürfen, daß er 
im eigenen Innern sich für Brandenburg bereits entschieden 
hatte und dies nur nicht eingestehen wollte. 
Wenn aber Brandenburg wegen der Werthlosigkeit der 
bisherigen Forderungen einen Krieg für deren Durchsetzung 
zu führen ablehnte, so empörte sich der einfache soldatische 
Sinn des Prinzen von Preußen, wären die Forderungen 
begründet oder nicht gewesen, gegen jedes Zurückweichen in 
diesem Augenblick, wo preußische und feindliche Truppen sich 
gegenüberstanden, wo die Kaiserhöfe gebieterisch das Ulti- 
matum: Unterwerfung oder Krieg, stellten. Ehe noch Branden- 
burg auf des Königs Frage eine Außerung thun kkonnte, 
forderte der Prinz in lebhaftem Ergusse die sofortige Mobil- 
machung, die bewaffnete Unterhandlung, welche jeden Flecken 
von Preußens Schild fernhalte, die allein ehrenvolle, die 
allein ausführbare, die einzige, welche die Stimmung des 
Landes und der Armee für sich habe, bei der Preußens 
Ehre unverletzt bleiben werde. 
Offenbar sah er nicht wie sein königlicher Bruder in 
der Mobilmachung das Mittel, größere Nachgiebigkeit sich 
verstatten zu können. 
Nicht gleichgültig bei diesem Auftreten des Prinzen, aber 
in seiner Uberzeugung unerschüttert, entwickelte dann als Ant- 
wort auf das königliche Programm Graf Brandenburg das 
seinige, in der Form des Entwurfs für eine nach Wien ab- 
zusendende Depesche. Dieselbe hatte folgenden Gedankengang. 
Von den verabredeten freien Conferenzen zur Revision 
der Bundesverfassung hoffe Preußen glücklichen Erfolg. Ein 
völliges Aufgeben der Unionsverfassung liege nicht in Preußens
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.