Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

30 Graf Brandenburg in Warschau. 1850 
gerade die Aufstellung der Bedingungen, von denen einstweilen 
noch die beiden Concessionen abhängig gemacht wurden. Denn 
zweifellos würde Osterreich umgehend antworten, die Zu- 
stimmung der Unionsfürsten werde keinem preußischen Antrag 
fehlen, und die Garantie für die vertragsmäßige Benutzung 
der Etappenstraßen werde der Bundestag so bindend wie 
möglich gewähren. 
Graf Brandenburg bemerkte nach Verlesung dieses 
Documents: er verkenne nicht, daß das Einschlagen des hier 
bezeichneten Weges zur Zersprengung der Union und zur 
Auflösung der Kammern führen könne. Nehme man dagegen 
die andere Richtung, so sei ein Krieg gewiß, den Preußen 
mit Erfolg nicht zu führen vermöge. Eine Mobilmachung 
in diesem Augenblick würde aber den Krieg entzünden. Sollte 
Osterreich uns trotz unserer Zugeständnisse angreifen, so wäre 
das ein Raubanfall, bei dem wir Rußland auf unserer Seite 
haben würden. 
Auf die Aufforderung des Königs zog sich darauf das 
Staatsministerium in ein Nebenzimmer zurück, um über die 
von jenem gestellte Frage Beschluß zu fassen. Sehr bald 
erschienen die Herren wieder, und Brandenburg gab die Er- 
klärung ab: die Majorität des Ministeriums sei nicht im 
Stande gewesen, ihre Überzeugung zu ändern und sich für 
die Mobilmachung auszusprechen; sie halte es vielmehr für 
das Nothwendigste, in Kurhessen Halt zu machen, die vor- 
gelegte Erklärung nach Wien abzusenden, die Einstellung der 
dortigen Rüstungen zu fordern, und erst wenn die Antwort 
darauf feindselige Gesinnungen zeige, mobil zu machen. Die 
sofortige Mobilmachung würde die Verhandlungen vereiteln 
und einen Krieg provociren, für welchen Preußens Kraft nicht
	        
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