408 Conflicte auf allen Seiten. 1861
mehr als bei uns die Masse der kleinen Leute der Willkür
der Schlauen, der Starken, der Reichen Preis gegeben war.
1857 kam er nach Deutschland zurück, von republikanischer
Schwärmerei geheilt, aber immer noch ffest in seinen groß-
deutschen und österreichischen Anschauungen. Er wußte jetzt,
daß Recht ohne Macht in der Politik nicht weiter helfe als
Macht ohne Recht; er sah, daß in Deutschland eine Bundes-
reform ohne die Fürsten nicht zu erlangen, und daß die Ver-
wirklichung des großdeutschen Gedankens ohne thätiges Ein-
greifen des Kaisers von Osterreich nicht möglich sei. So
arbeitete er im Juni 1861 bei einem Badeaufenthalt in
Kissingen eine Denkschrift aus, die in kurzen festen Zügen
folgende Gedanken entwickrlte.
Das deutsche Reich wird aus allen bisherigen Bundes-
staaten bestehen. Die österreichischen und preußischen Neben-
länder stehen für immer unter dem Schutze des Reichs.
Dem Kaiser Franz Joseph wird die erbkaiserliche Würde
des Reichs übertragen. Er erhält alle Regierungsrechte, die
für die Erhaltung der innern Ordnung und äußern Sicherheit
des Reichs erforderlich sind, in fester Abgrenzung gegen die
den Einzelstaaten zu belassende innere Selbständigkeit.
Das Reichsparlament theilt sich in ein Fürstenhaus und
ein Volkshaus.
Das Fürstenhaus besteht aus den regierenden Souveränen
der deutschen Staaten, die sich nur durch Prinzen ihrer Familie
vertreten lassen können. Der König von Preußen ist erster,
der König von Bayern zweiter Präsident des Hauses. Oster--
reich ist dort durch einen Erzherzog vertreten.
Das Volkshaus besteht aus Delegationen, die von den
Volksvertretungen der Einzelstaaten gewählt werden. Vielleicht