1861 Beust's Reformplan: allseitig bekämpft. 413
schlag den Wiener Staatsmännern als eine ziemlich kümmer-
liche Erfindung, jedoch hatten sie nichts dagegen, daß er als
ein Fühler für die politischen Stimmungen in das Reich hinaus-
ging, immer unter Vorbehalt ihres eignen schließlichen Urtheils.
So ermuthigt, legte dann Herr von Beust seine Schöpfung
am 15. October den sämmtlichen deutschen Höfen vor. Allein
er mußte einen Fehlschlag erleben, wie er vollständiger nicht
gedacht werden konnte. Die Verwerfung auf der kleindeutschen
wie auf der liberalen Seite war selbstverständlich: dies heißt,
rief Herr von Roggenbach, dem deutschen Volke einen Stein
statt Brod bieten. Aber auch die großdeutschen Freunde und
Genossen stießen die Gabe zurück. Das Ding, sagte der
König von Württemberg, ist ebenso unpraktisch wie gefährlich.
In München war man tief gekränkt, daß Bayern nicht ein
für alle Male die dritte Stelle im Directorium zugewiesen
war. Der sonst stets getreue Herr von Dalwigk amendirte
aus dem Entwurfe gerade die Grundgedanken als unaus-
führbar hinaus. Ganz entschieden blieben Hannover und
Kurhessen bei ihrem Satze, daß die Bundesacte von 1815
unabänderlich, unverbesserlich und unantastbar sei. Und nun
vollends die Antworten der beiden Großmächte, für den Ur-
heber des Antrags die eine ebenso überraschend, wie die andere
beinahe verhängnißvoll.
In Wien war mittlerer Weile Herr von Biegeleben
wieder genesen, und hatte durch sein entschiedenes Auftreten
sowohl den schwankenden Rechberg als den von Anfang an
bedenklichen Kaiser zur Ablehnung zunächst des Beust'schen
Entwurfs bestimmt. Auch Fröbel's Plan fand nicht in allen
Stücken seinen Beifall; er wollte nichts von einem Verzichte
Osterreichs auf sein selbständiges Kriegsrecht und noch weniger