1862 Preußische Entgegnung auf Beust's Plan. 417
gesprochen, reichte es hin, eine allgemeine Explosion der Leiden-
schaften auf der gegnerischen Seite herbeizuführen.
Wie ein Ameisenhaufen, in welchen der Stab eines
Gärtners hineingefahren, wirbelten die Botschaften und Schutz-
vorschläge der Mittelstaaten durcheinander. Wie? Preußen
begehrt den engern Bund? Kommt also auf die heillosen
Gedanken der Union und der Paulskirche zurück? Die Depesche
redet zwar nicht von preußischem Kaiserthum, Mediatisirung
der Mittelstaaten, Herausdrängung Osterreichs, demokratischem
Parlament: aber in dem einen Worte Bundesstaat ist wie in
der Büchse der Pandora all dieses Unheil eingeschlossen. Hier
gilt es, beim ersten Anfang Halt zu rufen, zusammenzustehen,
vereint zu handeln. Indessen beruhigte man sich einiger
Maaßen, als man im Januar 1862 erfuhr, daß Osterreich
den Anlaß ernst genug erachte, um selbst die Führung im
Kampfe zu übernehmen. Graf Rechberg kam um die Mitte
des Monats von einer Reise nach Venedig zurück, sagte dem
preußischen Gesandten, er wolle in keine Erörterung der
Depesche vom 20. December eintreten, weil dadurch die Ver-
ständigung über Kurhessen erschwert werden könne, ergriff
aber sogleich alle Maaßregeln, um eine möglichst imposante
Demonstration gegen die preußische Ketzerei zu Stande zu
bringen. Denn seine leicht entzündlichen Affecte waren dieses
Mal heftig emporgeschnellt. Jene Depesche, erklärte er mit
bitterem Zorne dem badischen Gesandten, sei eine preußische
Herausforderung ohne Gleichen, eine unverhüllte Berufung
an die Revolution. Nach diesem Vorgang läge es für Oster=
reich nahe, den Handschuh aufzunehmen und durch ein offenes
und entschiedenes Gegenprogramm die Majorität der deutschen
Nation um sich zu sammeln. Noch nehme man Anstand,
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. II. 27