Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1863 Frankreichs Angriffsplan gegen Preußen mißlingt. 513 
baldige Kündigung derselben in seinem Interesse finden möchte. 
Drouyn de Lhuys zweifelte nicht an der Zustimmung der 
beiden Höfe; er wußte, daß in Wien der Zorn gegen Preußen 
wegen Bundesreform und Handelsvertrag lichterloh brannte, 
daß die einflußreichsten Berather Rechberg's, die Herren von 
Biegeleben und von Meysenbug, schon aus katholischem In— 
teresse eifrige Polenfreunde waren, und daß in Galizien die 
Polen ungehindert Geld und Freischaaren über die Grenze 
senden durften; in London aber schwärmte die öffentliche 
Meinung für Polen, und noch am 20. hatte im Parla= 
mente der Minister Lord John Russell erklärt, die Recru- 
tirung in Warschau sei der unklügste und ungerechteste Schritt 
gewesen, den Rußland hätte thun können, und durch die 
Convention habe Preußen nachträglich die Verantwortung 
für die gehässige Maaßregel mit übernommen. Welcher Grund 
konnte also die beiden Mächte von der Unterzeichnung der 
so gelinde stilisirten Note abhalten? 
Allein trotz alledem war die Rechnung ein Fehlschluß. 
Lord John war allerdings als rechtgläubiger Whig voll 
von Sympathie für Polen, wie für alle unterdrückten Natio- 
nen, erkannte aber die Gefahr des Aufstandes für Preußen 
an, und wünschte als praktischer Staatsmann aus vielen 
Gründen durchaus nicht, Preußen zu schädigen oder geschädigt 
zu sehen. Demnach erwiderte er auf die französische Mit- 
theilung, daß bei aller Höflichkeit des Stils eine identische 
Note als solche die wuchtigste und beinahe drohende Form 
einer Vorstellung sei. So sehr er die Convention tadle, so 
sei ihre praktische Bedeutung doch nicht groß genug, um zu 
einem Schritte dieser Art den Anlaß zu bieten Uberhaupt 
aber, wenn man einschreiten wolle, warum gegen den Helfer, 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. II. 33
	        
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