Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1863 Entgegnung König Wilhelm's. 545 
Resultat sei nicht denkbar ohne ministerielle Berathung über 
ein vollständig ausgearbeitetes Project, welches dann, viel- 
leicht am 1. October, dem Fürstencongreß vorgelegt werden 
möchte; dem Allem aber müsse eine Verständigung zwischen 
Preußen und Osterreich vorausgehen. Auch von Polen war 
ausführlich die Rede. Der Kaiser wiederholte auf das Be- 
stimmteste die Erklärung, daß er sich dem Notenkrieg der 
Westmächte nur zu dem Zwecke der Erhaltung des Friedens 
angeschlossen habe, und zurücktreten werde, sobald dort der 
Gedanke an bewaffneten Angriff aufkäme. Ich besorge nur, 
sagte der König, daß Dir die Trennung von den Westmächten 
sehr schwer gemacht werden könnte. Nicht im Mindesten, war 
die Antwort; die Westmächte kennen meinen Entschluß, weder 
Krieg zu führen noch in Anderungen des Besitzstandes einzu- 
willigen, seit lange, und ich freue mich, daß auch England 
den festen Willen hat, nur diplomatische und keine kriegerischen 
Mittel zur Unterstützung Polens zu verwenden. In Galizien, 
fügte er hinzu, ist übrigens die Revolution ebenso vorbereitet 
wie in Polen, und ich werde dort zu ernsten Maaßregeln 
schreiten müssen. 
Am Schlusse der letzten Unterredung bat Franz Joseph 
den König, ihm ein Resumé der mündlich gemachten Be- 
merkungen über die Bundesreform nach Wien zu senden. 
Der König schrieb es gleich nach der Abreise des Kaisers 
noch am Abend des 3. August nieder; wir lernen daraus 
seine Auffassung vollständig kennen. 
Er trete, sagte er, der Darstellung der Nothwendigkeit 
einer Bundesreform vollständig bei, halte aber die Berufung 
eines Fürstencongresses an und für sich, und vollends auf 
einen so nahe anberaumten Termin wie den 16. August, für 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches II. 35
	        
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