Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1850 Preußische Thronrede bei Eröffnung des Landtags. 47 
Herzog keineswegs zu begünstigen denke; man solle vielmehr 
eine neue Mahnung an die Kieler richten, nachgiebig zu sein 
und sich mit ihrem Landesherrn zu verständigen. 
Hinsichtlich der französischen Drohungen gegen Oster- 
reich verhielt sich der König, wie im Frühling 1849 bei 
den Aufständen gegen die seiner Oberhoheit widerstrebenden 
deutschen Fürsten. So weit wie möglich war er entfernt 
von dem Gedanken, von einer derartigen Bedrängniß seiner 
Gegner Nutzen zu ziehen. Er hatte einen beinahe physischen 
Widerwillen gegen den Napoleoniden wie gegen die Revo- 
lution. Eine solche Hülfe, sagte er, sei eine große Gefahr; 
sie könne weder gerufen noch angenommen werden; im Gegen- 
theil, es sei derselben entgegen zu treten. Es sei ein Versuch 
zu machen, ÖOsterreich zu einem gemeinsamen Handeln gegen- 
über dieser Rüstung zu bestimmen, und es dadurch von der 
Nothwendigkeit voller und schleuniger Einigung zu überzeugen. 
Die Minister sollten das erwägen. 
Manteuffel, sonst sehr zufrieden, daß der König keine 
Neigung zu einem französischen Bunde gegen Osterreich zeigte, 
hielt es aber doch, wie seine Collegen, für sehr bedenklich, 
Schritte in Betreff der französischen Rüstung nach des 
Königs Sinne in Wien zu thun. Die Gefahr des Bruchs 
mit Osterreich war durch die letzten Beschlüsse offenbar näher 
gerückt. Wie wenn Schwarzenberg dann dem französischen 
Machthaber so feindselige Anträge Preußens mitzutheilen in 
der Lage war? 
Der König ließ es einstweilen dabei bewenden, gab aber 
seinen Gedanken, wie wir sehen werden, keineswegs auf. 
Am 21. November wurden darauf die Kammern mit 
der Verlesung der Thronrede eröffnet, welche wegen ihrer
	        
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