54 Olmützer Punctation. 18560
Gleich nachher wiederholte Manteuffel den Auftrag an
Bernstorff, so schnell wie möglich Antwort von Schwarzenberg
zu verschaffen. Am 26. Morgens ertheilte er darauf, gemäß
den Intentionen des Königs, Weisung an den Regierungsrath
Niebuhr für eine Sendung an den Kurfürsten in Frankfurt,
und Weisung an den Geheimrath Delbrück zu einer Unter—
handlung mit den Führern der ständischen Opposition in
Cassel. Dann aber erhielt er durch Prokesch ein Telegramm
Schwarzenberg's, welches Alles wieder in Frage stellte. Der
Fürst schrieb, daß er zu der Zusammenkunft bereit sein würde,
sobald er günstige Nachricht über die Eröffnung der Etappen-
straße und den Abzug der Preußen aus Cassel erhalten hätte.
Manteuffel antwortete im Laufe des Nachmittags, daß der
Zweck der Zusammenkunft eben ein Versuch der Verständigung
über sämmtliche Differenzen sei, also auch über die hessische
Angelegenheit, in welcher so eben neue Thatsochen eingetreten
seien, wodurch die Aussicht auf friedliche Ausgleichung an-
scheinend näher gerückt würde. Die Antwort auf Prokesch's
Frage sollte von dem Resultat der Zusammenkunft abhängig
sein. Hienach erneute Bitte um Erklärung, ob Schwarzenberg
die gestellte Bedingung für die Zusammenkunft fallen lassen
wolle. Da zugleich eine Meldung Gröben's einlief, daß
Taxis den Durchmarsch mit sofortigem Angriff zu erzwingen
drohe, bat das Ministerium den König, noch an demselben
Tage eine Conseilsitzung zu befehlen. Nach Vorlage der drei
Depeschen erklärte der König mit großer Ruhe, daß sich da-
durch an seinen Absichten nichts ändere. Er las den Ministern
cinen eigenhändigen Brief an den Kaiser Franz Joseph vor:
Preußen habe nach den von ihm eingeleiteten Vermittlungs-
versuchen das Recht, zu verlangen, daß es darin nicht gestört