Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1850 Verhandlung in Olmütz. 57 
Am Abend des 28. November trafen die beiden Minister 
zu Olmütz im Gasthofe „zur Krone“ ein, und begannen um 
sechs Uhr ihre Verhandlung, welche dann am 29. fortgesetzt 
und zum Abschluß geführt wurde. Über den Gang derselben 
ist bisher kein näherer Bericht bekannt geworden, jedoch wird 
man nach allem Vorausgegangenen und Nachfolgenden über 
das Wesentliche kaum im Zweifel sein können. 
Manteuffel war seit lange erklärter Gegner des ganzen 
preußischen Unionswesens, empfand als regelrechter Staats- 
beamter einen gründlichen Abscheu gegen die meuterischen 
Stände, Behörden und Officiere in Kurhessen, war sehr bereit, 
Holstein dem Dänenkönig zu unterwerfen und die Thronfolge 
nach dessen Wünschen regeln zu helfen. Er konnte Schwarzen- 
berg fragen: worüber streiten wir eigentlich? haben wir nicht 
überall dieselben Interessen und dieselben Ziele im Auge? 
Steht denn unserer Einigung irgend etwas Anderes im Wege, 
als euer grundloser Eigensinn, mit dem ihr in einer für den 
König insultirenden Weise den alten Bundestag wieder be- 
rufen, und ihm jetzt in zwei Ländern innerhalb unserer Macht- 
sphäre die alleinige Herstellung der Ordnung aufgetragen 
habt? Ist nicht unser Verständniß vollkommen, sobald ihr 
euch herbeilaßt, diese Fragen gemeinsam mit uns zu ordnen, 
mit uns, die wir hier dasselbe erstreben wie ihr? Und ist es 
nicht besser, wenn durch unsere Vermittlung auf friedlichem 
Wege die Unterwerfung Kurhessens erzielt wird, als daß eure 
bayerischen Regimenter durch ihre Dragonaden immer weiter 
die Entrüstung der ganzen Welt erregen? 
Es gab auf österreichischer Seite Gründe genug für den 
Eintritt auf diese Gesichtspunkte, nach welchen in der Sache 
Osterreich Alles erhielt, was es begehrt hatte, und seinerseits
	        
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