Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1850 Eröffnung der Conferenzen. 73 
den Zollverein und endlich auf rücksichtslose Beschränkung 
der landständischen und Freiheitsrechte in ihrem Staatswesen, 
die, wie wir wissen, nach seiner Ansicht am besten durch Sol- 
daten geregelt würden. Wenn dies Alles gelang, so zerfiel 
Deutschland in sechs absolutistisch regierte Staaten, Preußen 
wurde in die bisherige Lage eines deutschen Mittelstaats und 
Europa gegenüber in die Zeit vor dem großen Friedrich zurück- 
geworfen, und die deutsche Einheit bestand in der Thatsache, 
daß sämmtliche deutsche Staaten demselben Gebieter wie die 
galizischen Ruthenen, die böhmischen Czechen, die italienischen 
Lombarden gehorchten. 
Es ist einleuchtend, daß es zwischen diesen beiden Systemen 
keine Verständigung, keine Vermittlung gab. Welches würde 
siegen? Und wenn keines, was dann? 
Die feierliche Eröffnungssitzung in Dresden am 23. De- 
cember 1850 nahm sich aus, als wenn Fürst Schwarzenberg 
bereits der Herr der ganzen Lage wäre. Wie selbstverständlich 
ergriff er den Vorsitz und sprach die einleitenden Worte. Darauf 
redete Herr von Beust als begrüßender Wirth des Hauses, 
dann erst meldete sich der preußische Ministerpräsident zum 
Wort, und unmittelbar folgte ihm Baron von der Pfordten 
als Vertreter des nächstgrößten Königreiches. Preußen befand 
sich wie von selbst inmitten der Mittelstaaten. Darauf schlug 
Fürst Schwarzenberg die Bildung mehrerer Commissionen 
zur Vorbereitung der verschiedenen Verfassungsstücke vor; es 
wurde schweigend genehmigt, und ebenso einige Tage nachher 
die von dem Fürsten aufgestellte Mitgliederliste für alle Com- 
missionen kurzer Hand angenommen. Am 24. December fuhr 
der Fürst mit Herrn von Manteuffel zu einem Besuche nach 
Berlin, um dort persönlich für möglichst rasche Erledigung der
	        
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