84 Die Dresdener Conferenzen. 1851
gezeigt; es kam darauf an, diese Stimmung, so lange sie
dauerte, zu benutzen, und das von Manteuffel glücklich ge-
nehmigte Eilfer-Directorium und den Eintritt Gesammt-
österreichs in praktische Wirksamkeit zu setzen, ehe neue
Zwischenfälle vielleicht in Berlin einen ungünstigen Umschlag
herbeiführten. Dann mochte Preußen hinterher seinen An-
spruch auf Parität im Präsidium anmelden: man würde
Mittel genug haben, demselben die Spitze abzubrechen.
Hier aber hatte die Überhebung sich doch selbst die
Grube gegraben. Allerdings man hatte bisher in Berlin an
dem Glauben einer aufrichtigen Gemeinschaft mit Osterreich
festgehalten; um zu einem Einverständniß zu gelangen, und
damit dem alten Bundestag zu entrinnen, hatte man Schritt
auf Schritt in einzelnen Punkten zum Theil sehr bedenkliche
Concessionen gemacht, stets in dem Gedanken, daß bis zum
Abschluß der Verfassungsarbeit jede definitive Entschließung
vorbehalten bleibe. Gerade dies Allerwichtigste aber sollte
durch den neuen Antrag Schwarzenberg's beseitigt werden;
die neue Bundesregierung mit der verdoppelten Wucht der
österreichischen Gesammtmonarchie, mit ihrer sichern anti-
preußischen Majorität sollte sofort in Thätigkeit treten, ehe
für die Gleichberechtigung Preußens und für sein freies
Unirungsrecht gesorgt wäre. Nimmermehr durfte dies zuge-
lassen werden. Dazu kam, daß dieses Mal die europäischen
Verhältnisse ebenso günstig für Preußen lagen, wie einst
widerwärtig in Olmütz. An dem Eintritt Gesammtösterreichs
in den Bund nahm Rußland nur ein schwaches Interesse;
Frankreich aber und England erhoben dagegen offenen Protest,
so daß die Maaßregel nicht bloß Preußen nicht aufgezwungen,
sondern ohne Preußens active Hülfe gar nicht verwirklicht