Stimmungen in Schleswig und in Holstein. 151
Schleswig von ihr erwarten? So richteten sich alle Wünsche
der dortigen Patrioten an den im Gesetz von 1853 bezeichneten
Thronfolger, den Prinzen Christian von Glücksburg. Wie er
sich auch in den Stürmen von 1848 benommen habe, er
habe ein rechtschaffenes deutsches Herz; er werde als König
der Mißhandlung seiner deutschen Unterthanen ein Ende
machen, und dann wieder das alte, beiden Theilen frucht-
bare Miteinanderleben der Herzogthümer und Dänemarks
herstellen. Die strenge Überwachung der dänischen Polizei
ließ von Außen sonst wenig Kunde in das Land gelangen;
alle Gedanken also sammelten sich auf die an den Thron-
wechsel geknüpften Hoffnungen.
Anders in Holstein. Die Eiderdänen, wie wir wissen,
legten nur ein geringes Gewicht auf die Behauptung dieses
Landes. Dazu kam das Eingreifen des deutschen Bundes,
welches hier trotz seiner Langsamkeit und Unbehülflichkeit den
Drang nach voller Befreiung in immer wachsendem Maaße
erfrischte. Was den Herzog Christian von Augustenburg
betraf, so knüpfte er seit 1856 neue Verbindung mit einigen
Mitgliedern der Stände an, indem er zugleich in Deutschland
durch eine nahe Freundschaft mit Herzog Ernst von Sachsen-
Coburg, dessen unruhigem Thatendrang sein kleines Fürsten-
thum längst zu enge geworden war, sich eine neue Basis
für weitere Operationen sicherte. Als durch das dänische
Patent vom 30. März der Bruch zwischen Deutschland und
Dänemark in nähere Wahrscheinlichkeit rückte, erschien Herzog
Christian auf einer großen landwirthschaftlichen Ausstellung
in Hamburg, wo gleichzeitig auch eine Berathung zahlreicher
Genossen der deutschen und der holsteinischen Nationalpartei
Statt fand. Seitdem pflanzte sich eine stille Agitation durch alle