152 Erbstreit und Verfassungsfrage.
Landschaften Holsteins fort; ein Centralcomité, Vertrauens-
männer in allen Städten und Amtern, Auszeichnung der
Gleichgesinnten, Beobachtung jedes politischen Gegners, das
waren die Anfänge einer das Land umfassenden populären
Organisation. Bald schob man dies Treiben in gleicher Weise,
wenn auch mit geringerem Erfolge, nach Schleswig vor;
Advocaten, Lehrer, Kaufleute, überhaupt Männer des höhern
Bürgerthums, waren die thätigen Vertreter der Bewegung,
die sich mit jedem Schritte, welchen der Bundestag vorwärts
that, weiter entwickelte. Da erscholl plötzlich die Nachricht
von dem Tode König Frederik's durch das Land; die Führer
erachteten den kritischen Augenblick gekommen, und beriefen
eine Versammlung der Vertrauensmänner aus beiden Herzog-
thümern nach Kiel, um den entscheidenden Beschluß für das
Land zu fassen. Die Holsteiner eilten dorthin, einstimmiges
Sinnes, zu der ersehnten Losreißung von Dänemark durch
die Anerkennung Augustenburg's zu gelangen; die Mehrheit
der Schleswiger aber sah noch mit klopfendem Herzen der
Erfüllung ihrer Hoffnungen durch König Christian IX. ent-
gegen.
Wie gerne hätte der wohlgesinnte Fürst diesen Erwar-
tungen entsprochen; wie deutlich lagen ihm die Mißstände
und Gefahren der eiderdänischen Politik vor Augen! Er war
ein schlichter, wohlwollender Mann, der bis dahin ausschließlich
seiner Familie gelebt, wackere Söhne und liebenswürdige
Töchter erzogen, die gefährliche Bürde der Thronfolge ohne
Ehrgeiz und ohne Freude übernommen hatte. Bei der Kunde
von Frederik's Tod war ihm das schmerzliche Wort entfahren:
jetzt sind die Tage meines Glückes vorüber. Sofort trat
der preußische Gesandte Balan an ihn mit der ernsten Auf-