Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Entscheidender Schritt Christian's IX. 153 
forderung heran, die Sanction der neuen Verfassung zu 
weigern; der österreichische beeilte sich, diesem Beispiel zu 
folgen; auch der russische schloß sich in gleichem Sinne an. 
Mehrmals hatte früher der König es ausgesprochen, daß 
Frederik VII. im einseitig dänischen Sinne zu weit gehe; er 
selbst hatte den lebhaften Wunsch, seinen deutschen Unter- 
thanen Gerechtigkeit und Versöhnung entgegen zu tragen. 
Aber eben deshalb stand er in Kopenhagen einsam und wurzel- 
los; die dänische Leidenschaft war aufgeregt in hohem Grade; 
die Zeitungen sprachen von der deutschen Bewegung in weg- 
werfender und herausfordernder Weise, und drohende Massen- 
petitionen forderten von dem Könige die sofortige Sanction 
der Verfassung. So hatte er gleich im Beginne seiner Re- 
gierung die schicksalschwere Entscheidung zu treffen. Am 
18. November berieth er die Frage in Anwesenheit des grau- 
bärtigen Generals de Meza, der einst für Dänemark im 
Kriege von 1849 das Beste gethan, mit dem leitenden 
Minister. Nach einigen Erwägungen hinüber und herüber 
erklärte Hall dem Monarchen trocknes Tones: Sire, wenn 
Sie nicht unterzeichnen, kann ich für Ihr Leben und das 
Leben Ihrer Familie keine Bürgschaft übernehmen — und 
wies dabei auf die Volkshaufen, welche mit Schreien und 
Toben sich unter den Fenstern des Palastes umher trieben. Da 
rief der alte de Meza dem Könige zu: Majestät, mit meinem 
Kopfe stehe ich für Sie ein; thun Sie ruhiges Sinnes, was 
Recht ist; mit Ihren braven holsteiner Bataillonen jage ich 
dies Gesindel in alle Winde. Was Recht war, darüber gab 
es keinen Zweifel: aber man begreift, daß der König in 
grausamer Unschlüssigkeit schwankte. Auf der einen Seite die 
jubelnde Begeisterung seiner dankbaren Schleswiger; auf der
	        
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